Dienstag, 16. April 2024

BR124: Doppeljubiläum für die Youngtimer-Legende E 500 vor 25 Jahren

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Am 10. Oktober 1994 nimmt der ehemalige Mercedes-Benz Rennfahrer Hans Herrmann als Kunde den zehntausendsten Mercedes-Benz E 500 (W 124) in Empfang. Überreicht wird die Hochleistungslimousine im Porsche-Werk Zuffenhausen, wo das Fahrzeug montiert wird

Dieses Fahrzeug passt wie maßgeschneidert zu seinem Erstbesitzer: Am 10. Oktober 1994 und damit vor 25 Jahren übergibt Mercedes-Benz die zehntausendste Hochleistungslimousine des Typs E 500 an Hans Herrmann. Der frühere Mercedes-Benz Werksrennfahrer in den Jahren 1954 und 1955 nimmt die äußerlich dezente E-Klasse mit den überwältigenden Fahrleistungen im Montagewerk Zuffenhausen in Empfang. Denn hier, bei Porsche, wird der Supersportler der oberen Mittelklasse von 1990 bis 1995 endmontiert. Insgesamt werden genau 10.479 Exemplare des E 500 (bis 1993 unter dem Namen 500 E) gebaut. Hans Herrmann erhält 1994 also eins der späten Fahrzeuge des Typs.

Der E 500 sorgt im selben Jahr bereits vom 10. bis 20. März 1994 auf dem Genfer Automobil-Salon für Aufsehen. Hier stellt Mercedes-Benz das auf 500 Fahrzeuge beschränkte Sondermodell E 500 Limited vor: besonders exklusiv ausgestattet und mit Sonderlackierung wahlweise in Saphirschwarz oder Brillantsilber. Zu den Höhepunkten gehören Leichtmetallfelgen im Design der Räder des 190 E 2.5-16 Evolution II und die farblich individualisierte Innenausstattung (Leder grau, grün oder rot, Innenholzverkleidung aus schwarzem Vogelaugenahorn oder Wurzelnussholz).

Das exquisite Paket macht das faszinierende Automobil noch begehrenswerter. Und so heißt es im Prospekt denn auch: „Es ist einfach ein gutes Gefühl zu wissen, dass es nur 499 andere Autoliebhaber gibt, die ihn ihr Eigen nennen können.“ Neben der Leistung und der luxuriösen Ausstattung gelten für den E 500 Limited auch hinsichtlich der Sicherheit höchste Maßstäbe. Dazu gehören unter anderem Airbags für Fahrer und Beifahrer, die Antriebsschlupfregelung ASR und das Anti-Blockier-System ABS. „ Schließlich ist er bei all seiner Sportlichkeit in erster Linie ein Mercedes. Wenn auch ein außergewöhnlicher“, heißt es dazu vor 25 Jahren in der Broschüre.

Hochleistungsfahrzeug im Maßanzug

Die Erfolgsgeschichte des E 500 beginnt auf dem Pariser Salon vom 4. bis 14. Oktober 1990. Mercedes-Benz stellt das neue Topmodell der seit 1984 erfolgreichen Baureihe 124 der oberen Mittelklasse mit 5,0-Liter-V8-Motor damals noch unter dem Namen 500 E vor. Äußerlich ist das 240 kW (326 PS) starke Automobil (ab Oktober 1992 dann 235 kW / 320 PS) erst auf den zweiten Blick von seinen Schwestermodellen zu unterscheiden. Vor allem die leicht voluminöseren Kotflügel, die um 23 Millimeter tiefergelegte Karosserie und die modifizierte Bugschürze mit eingelassenen Nebelleuchten weisen ihn als Topmodell aus – der 500 E ist ein Hochleistungsfahrzeug im Maßanzug.

Umso deutlicher markiert die Limousine ihre Position im Portfolio über ihre Fahreigenschaften: Mit dem serienmäßigen Viergang-Automatikgetriebe erreicht der 500 E aus dem Stand in 5,9 Sekunden 100 km/h. Sein Spitzentempo ist bei 250 km/h abgeregelt. Der Vierventil-V8-Motor M 119 mit 4.973 Kubikzentimeter Hubraum unterscheidet sich von der aus dem 500 SL bekannten Ausführung unter anderem durch die erstmals verwendete elektronisch gesteuerte Einspritzanlage Bosch LH-Jetronic mit Hitzdraht-Luftmassenmessung. Auch der Motorblock wird gegenüber dem Sportwagen verändert, er hat nun die gleiche Deckhöhe wie der 4,2-Liter-V8-Motor.

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Mercedes-Benz E 500 Limited (W 124) von Mercedes-Benz Classic bei der Rallye Hamburg-Berlin Klassik 2018

Die Zeitschrift „Road & Track“ schreibt im Heft 5/1992: „Der 500 E ist eine prächtige Hochleistungslimousine mit ganz besonderen Eingeweiden. Er sieht perfekt aus (niedrig, einschüchternd, aber nicht auffallend wie der AMG „Hammer“ oder der 600 SEL von Mercedes). Er klingt großartig (nichts schlägt den Donner eines großen V8). Er geht sündhaft schnell für eine viertürige Familienlimousine (155 Meilen pro Stunde, elektronisch begrenzt). Er hat alles, was man von einem Mercedes erwartet. Und ein paar Dinge, die man nicht erwartet. Vor allem größere Mengen an Pferdestärken und ein Verhalten, das sagt … nun, Sie kennen das Wort.“ („The 500 E is a magnificent high-performance sedan that’s heavy on the visceral. It looks right (low slung, intimidating, but not showy, like the AMG Hammer or Mercedes’ own 600 SEL). It sounds great (nothing beats the thunder of a big V8). It goes sinfully fast for a family 4-door (155 mph, electronically limited). It has everything you’d expect in a Mercedes. And a few things you wouldn’t. Mostly, gobs of horsepower and an attitude that says … well, you know the word.”)

E-Klasse-Premiere und Youngtimer-Legende

Gefertigt wird der Mercedes-Benz 500 E im Auftrag von Mercedes-Benz bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen. Der Sportwagenhersteller begleitet das Projekt schon während der Entwicklung. Und in der Serienproduktion übernimmt Porsche, wo zu dieser Zeit Kapazitäten frei sind, die Montage der Fahrzeuge. Dazu wird im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen die Rohkarosserie gebaut, lackiert und zusammen mit Komponenten aus den Werken Sindelfingen und Untertürkheim nach Zuffenhausen zur Endmontage geliefert. Die vergleichsweise geringe Stückzahl des 500 E passt auch sehr gut zu den Fertigungsabläufen von Porsche.

Im Jahr 1993 macht der 500 E die letzte Modellpflege der Baureihe 124 mit. Es ist zugleich die Premiere der Mercedes-Benz E-Klasse. Denn so heißt die obere Mittelklasse der Marke mit dem Stern künftig. Damit ändert sich auch die Typbezeichnung, und aus dem 500 E wird der neue E 500. Zugleich bringt die Modellpflege eine Überarbeitung des Designs – unter anderem mit Plakettenkühler, farblosen Blinker-Deckgläsern vorn, zweifarbigen Abdeckungen der Heckleuchten sowie geänderter Linienführung am Heck.

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Als die Produktion der E-Klasse der Baureihe 124 im Jahr 1995 endet, läuft auch der E 500 aus. Die Tradition solcher Sportlimousinen mit höchsten Ansprüchen an Leistung und Fahrkultur führen seither insbesondere die Mercedes-AMG Topmodelle im Mercedes-Benz Programm fort. Doch bedauern bereits 1995 viele Kunden, dass sie kein Exemplar der Hochleistungslimousine erworben haben.

Heute zählen 500 E und E 500 zu den besonders begehrten Youngtimern der Marke mit dem Stern. Auch bei Veranstaltungen der automobilen Klassik machen sie eine exzellente Figur. So ist beispielsweise im September 2018 bei der elften Rallye Hamburg-Berlin Klassik ein E 500 Limited aus der unternehmenseigenen Fahrzeugsammlung von Mercedes-Benz Classic mit von der Partie.

 

Quelle: Daimler AG / Fotos: MB-W124.de bzw. MB-Baureihen.de & Daimler AG

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